Madhu Einsiedler

Burn-Out Prävention

Burnout Prävention / Work-Life Balance

Zu Burnout wurde meiner Meinung nach schon sehr viel geschrieben und gesagt.

Daher werde ich hier nur kurz das „Allgemeinwissen“ zu Burnout streifen (inklusive der Stadien des Burnout Syndroms am Ende dieses Textes), um dann tiefer in das Thema Burnout zu gehen und meine Herangehensweise zu Burnout zu skizzieren.

Wikipedia gibt einen guten generellen Überblick zu Burnout bzw. zum Burnout Syndrom (auch wenn ich nicht mit allem übereinstimme, das hier zu Burnout angeführt wird; die Verhaltensprävention von Burnout beispielsweise ist meiner Meinung nach eine zu lineare, verhaltensfokussierte Zugangsweise).

Nach Maslach hat das Burnout Syndrom drei Dimensionen:

  1. Eine überwältigende Erschöpfung (overwhelming exhaustion) durch fehlende emotionale und physische Ressourcen bzw. Energie als persönlicher Aspekt; diese Erschöpfung entsteht durch eine übermässige emotionale und/oder physische Anstrengung bzw. Anspannung, der Körper wird durch die anhaltende Überflutung mit Stresshormonen geschwächt.
  2. Gefühle des Zynismus und der Distanziertheit (detachment) von der beruflichen Aufgabe als zwischenmenschlicher Aspekt; diese Distanziertheit ist der Versuch, sich vor der Überlastung, dem Stress, der Anspannung zu schützen. Menschen werden generell als anstrengend empfunden und man zieht sich auf eine sachliche unpersönliche Routine zurück. Diese Distanziertheit kann man auch gegen sich selber richten.
  3. Ein Gefühl der Wirkungslosigkeit (inefficacy) wegen mangelnder Ressourcen und Energie und verminderter Leistungsfähigkeit als Aspekt der Selbstbewertung. Die eigene Leistung erscheint als nie ausreichend im Vergleich zu den sich immer verändernden und wachsenden Anforderungen. Eine gewisse Sinnlosigkeit des eigenen Tuns könnte wahrnehmbar werden, wird jedoch aus der Distanziertheit zu sich selber verdrängt.

Am Ende des Artikels finden Sie die 12 Stadien des Burnout Syndroms. Ich finde es immer wieder hilfreich, mit Kunden lose über diese 12 Stadien des Burnout Syndroms drüberzulesen und gemeinsam hinzuspüren, ob und wo es eine Resonanz gibt bzw. geben könnte, wenn eine solche zugelassen würde.

Der Begriff Burnout wird heute oft verwendet. Er ist ein Gefäß geworden für mehrere Befindlichkeiten, denen man oft selber ohne Unterstützung nicht so genau auf den Grund gehen kann.

Einerseits bietet das Wort „Burnout“ ein gutes Gefäß für Befindlichkeiten, die in unserer leistungsorientierten und -leistungsversessenen Zeit „unchick“ sind:

  • Die Akzeptanz des Wortes Burnout macht einen Raum auf, in dem die Auswirkungen von Überforderung in der Arbeit (und auch von Unterforderung) einen Platz haben. Mit dem auch ausgedrückt werden kann, dass ggf. dieser Überforderung keine polsternde Entlohnung gegenübersteht oder diese Entlohnung, unabhängig von ihrem Umfang, die Anforderungen (und damit das potenzielle Leiden darunter) nicht mehr auffängt.
  • Weiters ist Burnout zu einem sozial akzeptierten Substitut für „Depression“ oder „Erschöpfungsdepression“ geworden.
  • Weiters kann mit dem Wort Burnout etwas artikuliert werden, dem sonst die Worte fehlen würde – „ich leide unter der Situation“, „nichts macht mehr Sinn“, „ich brauche Hilfe“. Mit Burnout wird etwas artikuliert, das persönlich als Zuviel erlebt wird, man sich aber nicht in der Lage fühlt, das zu benennen oder sich abzugrenzen. Das Wort Burnout kann zum Hilferuf werden.

Andererseits wird Burnout fast schon als eine Art Ehrenzeichen für Vielarbeit und für Unersetzbarkeit verwendet.

„Ich bin im Burnout“ oder auch „Ich surfe nahe am Burnout“ – mit dieser Aussage schwingt oft auch etwas Heroisches mit: „Ich bin so gefragt, ich bin so wichtig, ich rette die Welt.“ Burnout wird zum Zeichen für Anerkennung und Erfolg.

Wie nutzen Sie das Wort Burnout? Was schwingt bei Ihnen mit, wenn Sie es hören? Wenn Sie es vielleicht selber ab und an verwenden?

Vielleicht wollen Sie spielerisch über die 12 Stufen des Burnouts (am Ende des Textes hier) lesen, um einem vielleicht unbestimmten, noch unbenannten (Lebens- oder auch Leidens-)Gefühl einen möglichen Ausdruck zu geben.

Falls Sie sich in einer, oder einigen Stufen wiedererkennen würden, wo wäre das?

Man kann die Burnout-Stufen, wie jedes Modell, als Anstoß nehmen, die Aufmerksamkeit bewusst zu lenken – von dem sich ständig weiterdrehenden Rad im Außen auf die Erweiterung des Innen, der eigenen Wahrnehmung, der eigenen Erkenntnisfähigkeit und damit der Erweiterung der eigenen Handlungsmöglichkeiten.

Wie auch unter „Persönliches Wachstum “ ausgeführt, können solche Denkmodelle wie die Stufen des Burnouts, und Klassifizierungen wie „Ich bin im Burnout“ einen Anhaltspunkt bieten.

Manchmal können sie jedoch auch den Blick einschränken und man wechselt von einer Identität übergangslos in eine andere, ohne den befreienden Wachstumsweg dazwischen zu gehen.

Dieser Einschränkung entgeht man, wenn man fokussiert bleibt und das Burnout bzw. die Nähe dazu nutzt, um sich tiefergehenden Fragen zu stellen:

  • Welche Rolle spielt der ständige Optimierungsdrang bei (meinem möglichen) Burnout?
  • Was bringt mir der Drang nach „Immer mehr, immer schneller, immer besser, immer höher“ und wie hängt das mit meinem Gefühl von Burnout zusammen?
  • Was noch drängt mich, so zu handeln wie ich handle?
  • Was wird befriedigt, wenn der Drang (für eine kurze Zeit) befriedigt ist?
  • Was heißt es für mich, das Wort Burnout zu verwenden?

Burnout stellt uns auch die Frage, wie sehr wir verstrickt sind in ein gesellschaftliches Paradigma, das uns Freiheit verspricht – wenn wir uns nur selber laufend und ständig optimieren, anpassen und verändern.

Burnout stellt uns die Frage, ob wir denken, dass wir nur erfolgreich sein können, wenn wir uns in dieser ständigen Optimierung laufend selber überfordern?

Burnout fragt uns, wie sehr uns diese ständige (Über-)Forderung, die wir internalisiert haben, genau diese unsere Freiheit zu handeln nimmt?

Burnout stellt uns die Frage, was Erfolg für uns ist und ob wir ihn überhaupt wahrnehmen könnten?

Burnout fragt uns, wie sehr uns diese dauernden (Über-)Forderungen destabilisieren, nur damit wir uns dann wieder im Außen, durch noch mehr, noch weiter, noch höher, wieder stabilisieren müssen?

Burnout fragt uns, wie diese ständigen (Über-)Forderungen, die wir uns perfekt selber vorhalten – vom Außen ständig bestärkt werden?

Gibt es bei Ihnen nicht auch immer gleich das nächste Ziel? Kaum ist das eine Ziel erreicht, streben Sie schon nach dem nächsten? Haben Sie ständig das Gefühl, es ginge noch besser? Noch schneller? Noch höher? In der Arbeit aber auch im Privaten? Ist die Erschöpfung zu einem Dauerzustand geworden?

Burnout führt uns zu der essenziellen Frage: Wann kommen wir endlich an? Und wo? Und werden wir dort dann endlich entspannen können und zufrieden sein?

Der Führung bzw. den Führungskräften stellt Burnout noch zusätzliche Fragen:

  • Welche Rolle spielt Führung in diesem Zusammenhang?
  • Welche Rolle die Organisation, die Sie als Führungskraft mitgestalten?

Wie steht es um den inneren Halt, der uns wirklich Freiheit geben könnte?

Wenn ich in mir Stabilität habe, kann ich die Welle reiten, wenn ich mich an der Welle anhalten möchte, oder am Surfboard, dann werde ich fortgeschwappt.

Wie steht es um Ihre innere Stabilität?

Wie sehr kann ein schlechtes Meeting, können nicht erreichte Quartalszahlen Sie um den Schlaf bringen? Wie sehr braucht es ein Glas Wein (ein Bier) am Abend mehr, um entspannen zu können? Wie sehr braucht es das Laufen, immer weiter, immer schneller, bis es endlich klickt, der Kopf endlich ruhig ist?

Diese Fragen deuten nicht auf ein Burnout hin, diese Fragen schaffen Raum und Freiheit, sich zu verhalten, wie es mir und der Situation entspricht.

Diese Fragen helfen zu erkennen, wo wir in einem Automatismus verhaftet sind, der uns im Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit hält bzw. im Bedürfnis nach nicht zu erreichender Kontrolle – und uns so in die Nähe von Burnout bringen könnte.

Burnout und Führung

Hier eine weitere zusätzliche Sichtweise auf Burnout, die im Einklang mit der hier gegebenen Definition von Coaching (Persönliches Coaching / Geschäftliches Coaching) ist.

Ich sehe Burnout nicht alleine ausgerichtet auf eine individuelle Überforderung, sondern auch als Ergebnis einer zunehmenden Destabilisierung von organisationalen Faktoren, die bis jetzt Sicherheit gegeben haben.

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Nutzen Sie das Chart, um hier und jetzt einen Schritt in Richtung Burnoutvermeidung oder -management zu machen.

Die Frage, die sich Führungskräfte im Zusammenhang mit Burnout stellen könnten:

  • Wie kann ich meine Führungsfunktion dazu nutzen, stabilisierende Elemente in der Organisation zu kreieren und zu verankern?
  • Wie kann ich meine Rolle als Führungskraft dazu nutzen, das Risiko für Burnout für mein Unternehmen, die Mitarbeiterinnen zu verringern – trotz zunehmend schnelleren Veränderungen und Kostendruck?

Kontaktieren Sie mich und wir schauen uns das gemeinsam an.

Weitere Fragen, die Ihnen und Ihrer Organisation helfen können, Verhaltensweisen bewusst zu erkennen, die Sie und Mitarbeiterinnen potenziell in die Nähe von Burnout bringen könnten:

  • Was sind (meine/unsere) Automatismen, um mit Druck umzugehen? Kenne ich alle? Sind sie hilfreich? In welchen Situationen sind sie es, wann sind sie es nicht? Kann ich als Führungskraft bewusst wählen oder fährt der Automatismus einfach ab? Können Mitarbeiterinnen wählen?
  • Was sind (meine/unsere) Automatismen, um mit Orientierungslosigkeit umzugehen? Kenne ich als Führungskraft alle? Sind sie hilfreich? In welchen Situationen sind sie es, wann sind sie es nicht? Kann ich bewusst wählen oder fährt der Automatismus einfach ab? Können Mitarbeiterinnen wählen?
  • Was sind (meine/unsere) Automatismen, wenn (meine/die Unternehmens-) Identität angegriffen wird? Woran machen wir (ich als Führungskraft/wir als Unternehmen) Identität überhaupt fest? Welche „Wahrheiten“ über die Welt, über Führung, über den Markt, über die Kunden, über die Mitarbeiterinnen hinterfrage ich nicht mehr, hinterfragen wir als Unternehmen nicht mehr, weil es mich/uns sonst destabilisieren würde? Wo priorisiere ich die Stabilität der (meiner/der Unternehmens-) Identität, statt für die beste Lösung für die Situation zu suchen? Wie schnell fühle ich mich als Führungskraft angegriffen? Von welchen Aussagen fühle ich mich angegriffen? Ist das hilfreich?
  • Was sind (meine/unsere) Automatismen, um Kontrolle zu behalten? Was tue ich alles/welche Prozesse haben wir, damit ich mich/wir uns sicher fühle/n, damit ich/das Unternehmen das Gefühl von Kontrolle habe/hat? In welchen Situationen ist das hilfreich und in welchen nicht?

Burnout stellt Fragen, und jede einzelne der Fragen kann für Sie der Ausgangpunkt sein, Ihren persönlichen Freiheitsraum zu erweitern, Ihre Verhaltensmöglichkeiten zu vermehren, aus den Automatismen, die Sie eventuell ins Burnout führen würden, die Ihre Work-Life-Balance erschweren, auszusteigen. Und das gilt auch für Ihre Organisation. Wenn Burnout in Ihrer Organisation immer wieder mal zum Thema wird, dann ist das eine sehr gute Chance, nicht konstruktive Prozesse, Werte, Kulturregeln und Verhaltensweisen aufzudecken, bewusst zu machen und Raum für Neues zu schaffen.

Ziel ist immer, die innere (persönlich und in der Unternehmung) Freiheit zu erweitern, die innere Stabilität zu stärken – denn im Außen wird’s nur immer turbulenter.

Das Außen wird uns immer weniger Sicherheit und Stabilität bieten.

Falls Sie merken, dass auch nur eine der Fragen etwas in Ihnen berührt, vielleicht auch unangenehm, vielleicht mit dem Impuls, die Frage zu vermeiden oder abzulehnen, nehmen Sie es als Indikator, das etwas in Ihnen bereit ist für eine Runde persönlichem (und unternehmerischem) Wachstum, jenseits von Burnout.

Kontaktieren Sie mich, wir finden Antworten und Wachstum für Sie.

Anhang:

Hier die Phasen eines Burnouts nach H. Freudenberger/G. North:

  1. Drang, sich selbst und anderen Personen etwas beweisen wollen
  2. Extremes Leistungsstreben, um besonders hohe Erwartungen zu erfüllen
  3. Überarbeitung und Vernachlässigung persönlicher Bedürfnisse und sozialer Kontakte
  4. Überspielen/Übergehen innerer Probleme und Konflikte
  5. Zweifel am eigenen Wertesystem sowie an ehemals wichtigen Dingen wie Hobbys und Freunden
  6. Verleugnung entstehender Probleme; Absinken der Toleranzgrenze
  7. Rückzug und Meidung sozialer Kontakte bis auf ein Minimum (engste Familie)
  8. Für andere offensichtliche Verhaltensänderungen, fortschreitendes Gefühl der Wertlosigkeit, zunehmende Ängstlichkeit
  9. Depersonalisierung durch Kontaktverlust zu sich selbst und zu anderen Personen; das Leben verläuft zunehmend funktional und mechanistisch
  10. Innere Leere und verzweifelte Versuche, diese Gefühle durch Überreaktionen zu überspielen wie beispielsweise durch Sexualität, Essgewohnheiten, Alkohol und andere Drogen
  11. Depression mit Symptomen wie Gleichgültigkeit, Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung und Perspektivlosigkeit
  12. Erste Gedanken an einen Suizid als Ausweg aus dieser Situation; akute Gefahr eines mentalen und physischen Zusammenbruchs.